Die Arbeitsfahrzeuge der (West-)Berliner S-Bahn unter BVG-Regie




  Allgemeines

S-Bahn-Dienstzüge (Nummernbereich 278 ...)

Lokomotiven/Kleinwagen (Nummernbereich 50..)

Wagen (Nummernbereich 51..)

Quellenverzeichnis
 


  Am 09.01.1984 übernahmen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die Betriebsrechte über die Westberliner Strecken der S-Bahn. Für die Betriebsaufnahme wurden ihr von der Deutschen Reichsbahn Trieb-, Bei- und Steuerwagen der Baureihe 275 überlassen. Um jedoch einen reibungslosen Betriebsablauf sicherzustellen sind weitere Fahrzeuge für den innerbetrieblichen Verkehr erforderlich. Zusätzlich zu den bereits genannten Fahrzeugen für den Fahrgastverkehr kamen auch der im Bw Wannsee beheimatete Gerätezug 278 001/002/003, der ebenfalls in Wannsee stehende Gepäckzug 278 109/110/111/112 und ein Pärchen Kupplungswagen (30 50 941 3437-9 und 30 50 941 3438-7, beide Gattung Eklm) in den Bestand der BVG. Letztere hatten an jeweils einer Wagenstirnseite normale Zug- und Stoßeinrichtungen und am anderen Wagenende eine Scharfenbergkupplung. So konnte das Pärchen entweder zwischen zwei Viertelzügen, z.B. für Materialtransporte, oder aber für die Überführung von S-Bahnzügen jeweils vor und hinter dem zu überführenden Zug eingestellt werden.

Es zeichnete sich schnell ab, dass dieser Wagenpark für die zu erwartenden innerbetriebliche Aufgaben nicht ausreichend sein wird. Um den Bedarf kurzfristig decken zu können, wurde auf gebrauchte Diesellokomotiven und Güterwagen zurückgegriffen. 1984 erhielt die BVG die Diesellokomotive 5070 von der GASAG sowie die Lokomotive 5073, die von den Hafenbetrieben Krefeld erworben wurde. 1985 kamen 5074, ebenfalls von den Hafenbetrieben Krefeld, sowie 5075 von der Tecklenburger Nordbahn hinzu. Schließlich fand 1987 noch die V 275 der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn den Weg nach Berlin und wurde als 5076 übernommen. Damit standen insgesamt fünf Diesellokomotiven zur Verfügung, die alle von der Firma Jung hergestellt wurden und den Typen RC 24 (5070) und R 40 C angehörten. Leihweise kam für einen längeren Zeitraum auch die Diesellok DL 3 (Jung 1952, Typ RK 20 B) der Industriebahn Neukölln zum Einsatz. Während der Erweiterung der Triebwagenhalle des Bw Wannsee war auch die Diesellok 323 044-8 der Firma Hochtief, die mit den Bauarbeiten beauftragt war, ständiger Gast im S-Bw Wannsee.

Weiterhin wurden 1985 zwei Oberbauwagen vom Typ OBW 10 gekauft, die als 5080 und 5081 eingereiht wurden und 1989 durch nochmals zwei weitere OBW 10 (5082 und 5083) verstärkt wurden. Für die Bespannung von Arbeitszügen im Nord-Süd-Tunnel wurden ebenfalls 1989 zwei Zweisystemlokomotiven vom Typ EDE bei der Firma Gmeinder gekauft und als 5050 und 5051 in den Dienstwagenpark der S-Bahn eingereiht. Diese Lokomotiven können sowohl über die seitliche Stromschiene als auch über einen Dieselmotor angetrieben werden. Passend dazu wurden bei der Firma Gmeinder auch drei Steuerwagen geordert, die die Nummern 5150, 5151 und 5152 erhielten. Die beiden EDE, die drei Steuerwagen und die beiden nachgekauften OBW sind mit einer Funkfernsteuerung ausgerüstet worden.

Von der Ostberliner U-Bahn kamen zwei Gleiskraftwagen der Bauart SKL 25 LK, die als 5084 und 5085 eingereiht wurden, und dazu passend vier Gleiskraftwagen-Anhänger, die die Nummern 5170 bis 5173 erhielten.

Zusätzlich zu dem von der DR übernommenen Gepäckzug, auch als S-Bahn-Schnellgüterzug bezeichnet, wurde 1988 ein weiterer Materialzug für den Verkehr zwischen dem Bw Papestraße und der Twh Oderstraße in Dienst gestellt. Dazu bediente man sich des 278 112, der dem wegen Blitzschlags abgestellten Passviertel-Triebwagen 275 753 beigestellt wurde. Im alten Gepäckzug wurde der 278 112 durch den Passviertel-Beiwagen 275 754 ersetzt. Anstelle einer Doppelschiebetür erhielt der 278 112 eine jalousieartige Rolltür. Später wurden 275 753/754 in 278 113/114 umgezeichnet. Der Materialpendel zwischen Papestraße und Oderstraße wurde mit Dieselvorspann abgewickelt, da die Ringbahn seit dem Streik der S-Bahner 1980 stromlos war.

Der Güterwagenpark beschränkte sich im Wesentlichen auf zweiachsige Rungenwagen Kls bzw. Kbs 442 und vierachsige Flachwagen Rs 680, die von der Deutschen Bundesbahn übernommen werden konnten. 1984 kamen sechs zweiachsige und drei vierachsige Wagen zur BVG. Dieser Grundbestand wurde in den Folgejahren weiter aufgestockt. So kamen 1985 zwei zweiachsige Wagen hinzu, die die beiden von der DR übernommenen Adapterwagen ergänzen bzw. ablösen sollten. Dazu wurden auch diese an jeweils einem Wagenende mit einer Scharfenbergkupplung versehen. 1986 wurden ein weiterer vierachsiger Flachwagen sowie sechs zweiachsige Wagen, 1988 vier zweiachsige und 1989 ein vierachsiger Wagen von der DB übernommen. Letzterer wurde von der Firma Plasser & Theurer zum Unkrautsprühwagen umgebaut. Dazu erhielt der Wagen an einem Wagenende eine Kabine und auf dem verbleibenden Teil der Ladefläche wurden Vorratstanks und eine Motorspritze installiert. Die Güterwagen wurden in den Nummernkreis ab 5100 eingereiht. Den vierachsigen Wagen waren dabei die Nummern 5100 bis 5109 (mit Lücken) vorbehalten, die "normalen" zweiachsigen Wagen erhielten die Nummern von 5114 bis 5129 und die Adapterwagen die Nummern 5140/5141 (ex-DB) und 5146/5147 (ex-DR). Ebenfalls 1989 wurden noch zwei Spezialwagen der Bauart Saadkms 690 beschafft, die die Nummern 5160 und 5161 erhielten. Dabei handelt es sich um niederflurige Güterwagen, wie sie auch von der "Rollenden Landstraße" bekannt sind, mit denen beispielsweise Lkw zu Gleisbaustellen ohne Straßenzufahrt transportiert werden konnten.

Für die Erprobung der neuen Baureihe 480 hat die BVG den Triebwagen 275 625 in ein Schleppfahrzeug umgebaut. Bei dem Viertelzug 275 625/626, der Anfang 1989 noch im Fahrgastverkehr stand, handelte es sich übrigens um die letzten beiden vorhandenen Prototypwagen der Bauart Stadtbahn. Da der Triebwagen als Einzelfahrzeug einsetzbar sein sollte, wurden am Kurzkupplungsende eine Scharfenbergkupplung, ein Scheibenwischer und ein Spitzenlicht eingebaut. Außerdem wurden beide Drehgestelle mit Stromabnehmern versehen. Dieser Triebwagen wurde offiziell nie in ein Dienstfahrzeug umgezeichnet.

 

Update
31.12.2011




Seitenanfang
  Quellen:

Carl W. Schmiedecke - Wagenpark der Berliner S-Bahn
Carl W. Schmiedecke - Wagenpark der Berliner S-Bahn (1983 - 1986)
Peter Bley - Berliner S-Bahn
Mario Walinowski - S-Bw Wannsee - Werkstatt im Grünen
Thomas Scheibe: Umzeichnung der Berliner S-Bahn-Wagen (in: Berliner Verkehrsblätter 10/91 und 11/91)
Uwe Kerl: S-Bahn-Arbeitsfahrzeuge der BVG (in: Berliner Verkehrsblätter 10/89)
Berliner Verkehrsblätter 4/90 (Niederflurwagen 5060/5061)
Berliner Verkehrsblätter 9/90 (Umbau 275 625 zum Schleppfahrzeug)
Berliner Verkehrsblätter 11/89 (Zweikraftloks 5050/5061)
Berliner Verkehrsblätter 10/89 (Funkfernsteuerung für Arbeitsfahrzeuge)
Berliner Verkehrsblätter 9/89 (Neue Oberbauwagen und Umbau Sprühwagen)
Berliner Verkehrsblätter 8/89 (Zweisystem-Lokomotiven und Steuerwagen)
Berliner Verkehrsblätter 5/89 (Umzeichnung 275 753/754 in 278 113/114)
Berliner Verkehrsblätter 3/89 (Passviertelzüge und Umbau 278 112)
Berliner Verkehrsblätter 12/88 (Neuer Materialzug)
Berliner Verkehrsblätter 8/88 (Neue zweiachsige Güterwagen)
Berliner Verkehrsblätter 5/88 (Diesellokomotiven 5070, 5073 - 5076)
Berliner Verkehrsblätter 2/88 (Neue Diesellokomotive 5076)
Berliner Verkehrsblätter 12/86 (Neue Güterwagen 5118/5119)
Berliner Verkehrsblätter 12/85 (Diesellokomotive 5070 und neue OBW 5080/5081)
Berliner Verkehrsblätter 4/85 (Neue Güterwagen 5140/5141; neue Rottenkraftwagen; 323 044-8 Hochtief)
Berliner Verkehrsblätter 11/84 (Güterwagen 5100-5102 und 5120-5125; Diesellokomotive 5074)
Lokomotivdatenbank unter www.lokomotive.de
Liste der Arbeitsfahrzeuge unter www.stadtschnellbahn-berlin.de
Liste der Arbeitsfahrzeuge unter www.berliner-verkehr.de
www.deutsche-kleinloks.de zur 323 044-8 Hochtief
Eigene Beobachtungen und Recherchen
 



Seitenanfang



Seitenanfang

zurück zur letzten Seite